Freiwillige Feuerwehr NICHT Berufsfeuerwehr

feuerwehrIn ganz Österreich sind über 300.000 Männer und Frauen Mitglieder in einer Freiwilligen Feuerwehr eingeschrieben. Gemeinden, die aus mehreren Orten bestehen, verfügen meist nicht nur über eine Feuerwehr, sondern auch in den vielen Katastralgemeinden oder Orten existieren Feuerwehren. Meistens sind diese Feuerwehren eigenständig, nur in wenigen Fällen sind in räumlich getrennte Feuerwehrhäusern sogenannte Abgesetzte Züge, die organisatorisch in einer Hauptfeuerwehr integriert sind. Somit ist dieser Typ von Feuerwehr, bei dem alle Mitglieder freiwillig und damit unentgeltlich mitarbeiten, eine der tragenden Säulen des österreichischen Feuerwehrwesens.

Die Gründung von Freiwilligen Feuerwehren geht in Österreich auf die 1850er Jahre zurück. Als erste Freiwillige Feuerwehr in der gesamten damaligen Monarchie gilt die im Jahr 1851 vom pensionierten Offizier Ferdinand Leitenberger im böhmischen Reichstadt gegründete Freiwillige Bürgerwehr. 1853 wurde in Graz die erste städtische Feuerwehr gegründet. Anfangs nahmen sich insbesondere Turnvereine des Feuerwehrwesens an. Die Turner wurden für die Brandbekämpfung ausgerüstet und ausgebildet. Als die Umgestaltung der alten Feuerlöscheinrichtungen in echte Feuerwehren stattfand, konnten die meisten Turnvereine dies nicht aus eigenen Mitteln finanzieren. Die Feuerwehr ging so oft in die Gemeinde über, oder wurde von Privaten finanziert und wurde freiwillig. Der Gedanke der Freiwilligkeit setzte sich immer mehr durch. 1900 zählte man am Gebiet des heutigen Österreichs bereits 2.677 Freiwillige Feuerwehren. Im Jahr 2009 zählte man österreichweit 4.528 Freiwillige Feuerwehren. Das bedeutet dass durchschnittlich fast zwei Feuerwehren pro Gemeinden bestehen.

Prinzipiell kann jeder, der willens ist in die Feuerwehr aufgenommen werden. Da die Feuerwehr auf Grund von Landesgesetzen organisiert ist, sind auch Bundesländerabhängig manchmal auch andere Kriterien maßgebend. So ist eine Mitgliedschaft in Steiermark gesetzlich nur EU-Bürgern möglich, auch wenn diese Bedingung nicht immer wirklich durchgezogen wird. Im Zuge von verschiedenen Integrationsdiskussionen sollen aber diese Verbote auch in diesen Bundesländern fallen, so fiel diese Verordnung zu Beginn 2012 in Kärnten, wo seitdem auch Nicht-EU-Bürgern eine Mitgliedschaft möglich ist.

Berufsfeuerwehr

Da es in Österreich derzeit noch kein Berufsbild eines Feuerwehrmannes gibt, sind die Beschäftigten bei der jeweiligen Stadt angestellt und der Feuerwehr dienstzugeteilt. Berufsfeuerwehren gibt es in Österreich in den folgenden sechs Landeshauptstädten:

  • Berufsfeuerwehr der Bundeshauptstadt Wien
  • Berufsfeuerwehr der Landeshauptstadt Graz
  • Berufsfeuerwehr der Landeshauptstadt Innsbruck
  • Berufsfeuerwehr der Landeshauptstadt Klagenfurt
  • Berufsfeuerwehr der Landeshauptstadt Linz
  • Berufsfeuerwehr der Landeshauptstadt Salzburg

In Wien wurde bereits 1685 eine Feuerlöschordnung mit angestellten Feuerknechten aufgestellt, sodass man die Wiener Berufsfeuerwehr als die weltweit älteste bezeichnen kann.

Betriebsfeuerwehr

In besonders gefährdeten Betrieben kann die Behörde eine Betriebsfeuerwehr vorschreiben. Diese kann aus Mitarbeitern des jeweiligen Betriebes, welche die Feuerwehraufgaben nebenbei ausüben, oder aus hauptberuflichen Mitarbeitern in ständiger Bereitschaft bestehen. Je nach Größe wird die Betriebsfeuerwehr auch in den örtlichen Alarmplänen berücksichtigt und unterstützt bei Bedarf auch außerhalb des Betriebsgeländes die örtliche Feuerwehr.

Auch wenn die Betriebsfeuerwehr nicht direkt vorgeschrieben wird, kann sich ein betriebseigener Brandschutz finanziell bei den Prämien der Feuerversicherungen mindernd auswirken.

In gewissen Industriezentren kann eine gemeinsame Betriebsfeuerwehr für mehrere Betriebe zuständig sein, wobei die Mitglieder aus allen Betrieben rekrutiert werden.

Betriebe ohne Betriebsfeuerwehr müssen, falls von der Behörde vorgeschrieben, mindestens einen Brandschutzbeauftragten nominieren, der sich mit Brandschutzwarten um die Belange des innerbetrieblichen Brandschutzes kümmert.

Pflichtfeuerwehr

Gemeinden ohne Freiwillige Feuerwehr können eine Pflichtfeuerwehr einrichten. Es gelten dieselben Bestimmungen wie für die Freiwilligen. Als einzigen Unterschied kann die Gemeinde geeignete Personen mittels Bescheid zum Feuerwehrdienst verpflichten.

In Niederösterreich ist dieser Passus seit dem Jahr 2000 aus dem NÖ Feuerwehrgesetz gestrichen. Befindet sich in der Gemeinde eine Betriebsfeuerwehr, so ist diese heranzuziehen. Besteht diese auch nicht, so kann eine Gemeinde eine Nachbargemeinde ersuchen, die Aufgaben der Feuer- und Gefahrenpolizei wahrzunehmen.

Auch in der Steiermark besteht für eine Gemeinde ohne eigene Feuerwehr die Möglichkeit, den “Löschauftrag” an die Feuerwehr einer Nachbargemeinde zu übertragen.

Überörtliche Strukturen

Alle Feuerwehren sind organisatorisch im jeweiligen Landesfeuerwehrverband zusammengefasst. Die Organisation unterscheidet sich aufgrund der gesetzlichen Grundlagen von Bundesland zu Bundesland geringfügig (Dienstgrade, Dienstkleidung, Ausbildung). In jedem Bundesland (ausgenommen Wien) gibt es eine eigene Feuerwehrschule.

Der Chef des jeweiligen Landesfeuerwehrverbandes ist der Landesfeuerwehrkommandant (Dienstgrad: Landesbranddirektor). Unterstützt wird er – je nach Bundesland – durch einen oder zwei Stellvertreter (Dienstgrad: Landesbranddirektor-Stellvertreter) und in manchen Bundesländern auch durch einen Landesfeuerwehrinspektor. Als Ausnahme gibt es im Bundesland Vorarlberg nur einen Landesfeuerwehrinspektor. Der Landesfeuerwehrkommandant und seine Stellvertreter werden jeweils gewählt, während der Landesfeuerwehrinspektor ein Beamter der jeweiligen Landesregierung ist.

Die Landesfeuerwehrverbände haben eine eigene Kommandostruktur. In allen Landesfeuerwehrverbänden gibt es ein Landesfeuerwehrkommando. Dieses ist die Geschäftsstelle des Verbandes und eine Art Servicestelle für die einzelnen Feuerwehren. Je nach Bundesland gibt es auch Bezirksfeuerwehrkommandos und Abschnittsfeuerwehrkommandos. Auf allen Ebenen gibt es eingeteilte Feuerwehrmitglieder (Sachbearbeiter), die für die Betreuung der Feuerwehren in ihrem Sachgebiet (zum Beispiel Ausbildung, Atemschutz, …) zuständig sind. DerBundesfeuerwehrverband hat keine Kommandostruktur. Er ist eine Dachorganisation der Landesfeuerwehrverbände und der Städte mit Berufsfeuerwehren.

Für überregionale Einsätze sind in allen Bundesländern KHD (Katastrophenhilfsdienste) aufgebaut, die sich aus den jeweiligen Feuerwehren rekrutieren, ohne den örtlichen Brandschutz zu konkurrenzieren. In Oberösterreich obliegt seit dem Hochwasser 1954 die Zentralleitung des KHD dem Landesfeuerwehrkommando. Diese Form hat sich im Jahr 2002 bei den Hochwassereinsätzen in Nieder- und Oberösterreich, bei den Auslandseinsätzen in Friaul im Kanaltal 2003 und beim Hochwasser 2005 in Tirol und Vorarlberg bestens bewährt.

Zur Unterstützung der einzelnen Feuerwehren werden manche Feuerwehren speziell ausgerüstet und auch ausgebildet. Sie bilden so genannte Stützpunktfeuerwehren. Diese beherbergen z.B. Sonderfahrzeuge, wie Drehleiter, Atemschutzfahrzeug, Gefahrgutfahrzeug, usw. Ferner gibt es Sonderdienste, die direkt dem Landesfeuerwehrkommando unterstehen: zum Beispiel der Versorgungsdienst, Flugdienst, Strahlenschutzdienst, Sprengdienst, Tauchdienst oder auch die Feuerwehrstreife.

Seit einigen Jahren sind auch Feuerwehren aus ganz Österreich in der CRAFT Austria integriert, die speziell für Auslandseinsätze geschult und organisiert sind. Im Rahmen dieser nahmen sie vor allem bei Hochwassereinsätzen in Osteuropa, wie Rumänien und Bulgarien teil. Die österreichischen Feuerwehren spielen auch immer eine führende Rolle im CTIF – der Organisation für die Feuerwehren auf internationaler Ebene.

Die Zukunft der Freiwilligen Feuerwehren in Österreich

Auch in den Freiwilligen Feuerwehren ist zu spüren, dass die fetten Jahre vorbei sind. Neben Einsparmaßnahmen zeigt sich dies vor allem auch bei den Mitgliederzahlen. Die Zahl der Berufspendler steigt, Angst vor dem Arbeitsplatzverlust und rückgängige Geburtenraten stellen die Feuerwehren vor neue Probleme. Diese Entwicklung ist aber nicht gänzlich schlecht, denn in manchen Bereichen wurde sicherlich auch Misswirtschaft betrieben. So führen knappen Kassen dazu, dass Feuerwehren nachzudenken müssen wo Einspar- und Verbesserungspotential liegen. Auch sind aufgrund der Nachwuchsproblematik Themen wie Öffentlichkeitsarbeit und Dienstleistungsorientierung vermehrt in dem Mittelpunkt getreten.

Österreich kann sicherlich stolz sein auf seine Freiwillige Feuerwehr, aber man muss sich dringend überlegen wie die nächsten Jahrzehnte erfolgreich gemeistert werden können. Die Gesellschaft muss sich einerseits im Klaren sein, dass der Staat nur funktionieren kann wenn jeder sich in einer bestimmten Form engagiert. Wenn alle nur “nehmen” kann ein System wie die Freiwillige Feuerwehr nicht bestehen. Aber auch die Feuerwehr selbst muss sich überlegen was sie für Anreize bieten kann. Flexibilität und Mitgliederförderung werden in nächster Zeit wichtige Themen sein, denn nur wenn für die Feuerwehr wie auch die Mitglieder eine win-win Situation entsteht können langfristig Mitglieder hinzugewonnen werden.

Denken Sie also beim nächsten Einsatz daran, ob als Beteiligter oder Unbeteiligter, wahrscheinlich sind es wieder ehrenamtliche Kräfte, die ihre Zeit opfern, um professionelle Hilfe zu leisten.